Über die Seidenstraße und das Dach der Welt: 9’837KM – 11’194KM

Usbekisches AirBnB: 9’837KM – 10’314KM

Als wir mit Sonnenaufgang aufwachten, offenbarte sich uns eine atemberaubende Landschaft. Wo wir hinsahen nichts außer eine endlose Schotterwüste. Wir packten zusammen, Frühstückten wie üblich Melone und Kaffee. Danach checkten wir die Route und los ging die Etappe Richtung Samarkand. Die Straßen waren Anfangs überraschenderweise besser als vermutet, teilweise sogar vergleichbar mit denen in Österreich. Je weiter wir jedoch in den Süden kamen, desto schlechter wurden die Straßen und unsere Reisegeschwindigkeit senkte sich drastisch. Mittags machten wir halt an einem kleinen Imbiss mitten im Nirgendwo. Dort stand bereits ein Reisebus mit 30 Europäisch aussehenden Touristen. Alle Augen waren wie immer auf unseren Voyage gerichtet. Als wir uns nieder sitzen wollten, stand einer von ihnen auf und fragte uns auf deutsch ob wir denn mit diesem kleinen Auto den ganzen Weg hier her gefahren sind. Natürlich beantworteten wir die Frage mit ja, und schon bewegten sich alle zu unserem Auto um es zu fotografieren. Mitten unter den Reisenden war auch eine Gruppe Südtiroler aus Brixen. Es erinnerte uns schon fast an unsere Heimat, jemanden anderen mit Tiroler Direkt zu hören. Nach dem essen fuhren wir weiter in die Stadt Bukhara.

Unterwegs mussten wir bereits zwei mal aus den Kanistern Turkmenischen Benzin tanken, da in Uzbekistan der Benzin nur 80 Oktan hat. Wir stanken also von jetzt an nicht nur nach staubgebundenem Schweiß, da wir seit 5 Tagen keine Dusche mehr hatten, sondern auch noch nach Benzin. Die Schlafplatzsuche gestaltete sich heute wieder besonders schwierig, da es bereits dunkel war, und alles was wir finden konnten waren Wassergetränkte Felder. Auf der letzten Straße die wir versuchen wollten, bevor wir einfach im Auto schlafen, fragten wir einen alten Bauer ob wir in einer Scheune vor seinem Haus schlafen dürfen. Er schüttelte den Kopf und verneinte. Gerade als wir umgekehrt hatten, lief er uns nach und deutete mit seinen Händen schlafen. Wir stellten das Auto ab und gingen mit ihm in sein Haus. Die nächste „Hand-Fußkombination“ war, ob wir Hunger hatten. Uns wurde also ein Zimmer gerichtet und der Boden gedeckt, wo uns Chickenwings vom eigenen Hof mit Brot, Tee, sowie zur Nachspeise Zuckermelone und Zwetschken serviert wurden. Wir machten noch ein Polaroidfoto mit allen, über das sich der ältere Mann der uns zunächst verschicken wollte am meisten freute. Als wir dem Hausherrn deuteten, wir würden nun ins Bett gehen, tauschte er mit seinem Sohn das Bett um mit uns gemeinsam in einem Raum zu sein und auf uns aufzupassen. Vor er das Licht ausschaltete, holte er noch seine Hochzeitsbilder und Bilder aus seiner Jugend um sie uns zu zeigen. Gut 20 Minuten saßen wir da, mit einem fremden in seinem Haus und stöberten in seiner Vergangenheit, obwohl wir kein einziges Wort mit ihm reden konnten. 

Ein weiteres mal zeigte sich uns, dass man sein Gegenüber weder verstehen, noch kennen muss, um helfen zu können und ein guter Mitmensch zu sein. Nun liegen wir auf einer Usbekischen Matratze am Boden statt auf unserer Isomatte im Zelt, während eine kleine Babykatze aus unseren Wasserbechern trinkt.

English-Breakfast auf der Seidenstraße: 10’314KM – 10’581KM

Als wir munter wurden, wartete bereits die halbe Familie beim Frühstück auf uns. Es gab Spiegelei von den Hühnern, die uns gestern noch über die Füße liefen, mit Pommes und Tee. Danach bekamen wir ein selbst gemachtes Brot mit auf die Reise und los ging es wieder. Gleich nach der Abfahrt machten wir einen Abstecher zum Navoiy International Airport, da sich bei zwei von drei aus unserem Team die Melonen der letzten Tage meldeten. Mit Security-Begleitung, durften die beiden auch ohne Pass und Flugticket durch den Security-Check um die Toiletten am Gate aufzusuchen. Erleichtert traten wir die Weiterfahrt an. 

Nach unzähligen Aufsetzern auf unserem Unterbodenschutz, begann unser Auto zu klappern, wie ein alter Schlepper. Nach einer kurzen Befundaufnahme sahen wir das Problem: Durch den verformten Unterbodenschutz war das freie Schwingen des Motorblocks nicht mehr möglich, weshalb der Motor am Stahlblech Vibrierte. Kurz nach dem Eintreffen in Samarkand korrigierten wir die Position der Stahlplatte und unser Voyage schnurrte wieder, wie ein Kätzchen. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Sightseeing und einer lang ersehnten Dusche. Wir sahen uns den berühmten Registan Platz und die blaue Architektur des Shah.i-Zinda Komplex, sowie den Bazar von Samarkand an. Der Abend endete für uns recht früh, da wir am nächsten Tag einige Kilometer nach Duschende, sowie die Grenze nach Tajikistan vor uns hatten.

Einzelzimmer für unseren Voyage: 10’581KM – 10’877KM

Wir waren gestern Nacht also nicht die letzten, die im Schlafsaal unseres Hotels eintrudelten. Folglich waren wir eine der ersten, die Morgens den Schlafsaal verlassen haben. Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns auf den Weg zur Usbekisch-Tajikischen Grenze. Die Grenze verlief relativ problemlos. Standardmäßig wurde das Auto durchsucht. Nichts unerwünschtes wurde gefunden. Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden war das mittlerweile zur Routine gewordene Spektakel auch schon wieder vorbei und wir konnten die wunderschöne Landschaft von Tajikistan erkunden. Kurz nach dem Verlassen der Grenze begannen die Straßen sich an den Felswänden nach oben zu schlängeln, bis wir den Höhepunkt auf 2700 Metern erreichten. Bis auf einige Abschnitte, auf welchen der Straßenbelag gerade erneuert wird, konnten wir hier nahezu perfekte Straßenverhältnisse vorfinden. Am Weg nach unten mussten exakt 20 Tunnel (frei von Licht und Belüftung) durchfahren werden, um die Hauptstadt des Landes zu erreichen. Mit dem Wissen, vermutlich die nächsten 7 Tage ohne Dusche auskommen zu müssen, buchten wir uns ein letztes mal ein Zimmer mit eigenem Bad. Was wir dabei nicht wussten, dass wir für unseren Voyage auch ein Einzelzimmer mitbuchten. Dort steht er nun… auf dem gefliestem Fussboden, gleich neben dem Springbrunnen, in der Lobby (kein Scherz). Morgen nach dem Aufstehen treten wir die Fahrt in das gefürchtete Pamir-Gebirge an, es gehört wohl zum schwierigsten und gleichzeitig zu einem der beeindruckendsten Abschnitte der Mongolrally. Dabei geht es gleich mehrfach auf Pässe mit einer Seehöhe von über 4000 Metern an der Afghanischen Grenze. 

Aufbruch in Das Pamir-Gebirge: 10’877 – 11’194KM

Früh am Morgen wurden wir vom netten Hotelbesitzer Alisher mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet überrascht. Nach dem wir unsere Bäuche vollgeschlagen haben, gönnten wir uns noch einmal eine Dusche. Kurz darauf brachen wir auf in Richtung des gefürchteten Pamir-Gebirges. Am Weg dorthin legten wir noch einen kurzen Stopp am Markt in Dushanbe ein. Dort versuchten wir, wie schon die letzten zwei Wochen, einen Aufsatz für unseren Campingkocher zu ergattern. Wir fanden Ersatzteile für Bagger, Teile für Elektroinstallationen, jegliche Ersatzteile für Autos, unter anderem Windschutzscheiben, Stoßdämpfer und Taxischilder. Sie hatten wirklich alles, außer den von uns benötigten Gasanschluss. Als wir zurück zum Auto kamen, entdeckten wir eine „Schmiererei“ auf unserer Motorhaube. Wir schickten dem Hotelbesitzer ein Foto, um herauszufinden was dieser Schriftzug bedeutet. Er antwortete wenige Minuten später: „Liebe Gäste, herzlich willkommen in Tajikistan“. Wir waren erleichtert und beschlossen den Schriftzug am Auto stehen zu lassen. Nach durchqueren der letzten Stadt vor dem Gerbige, ging es erstmal von 900 Metern Seehöhe auf über 2000 Meter Seehöhe hinauf. Der Zustand der Straße veränderte sich von „akzeptabel“ bis hin zu „welche Straße?“. Im Schritttempo erklommen wir die erste Anhöhe und wurden dabei von unzähligen Einheimischen, egal ob Geländewagen oder Familienkutsche überholt. Dass manche dabei durch Aufsetzen Literweise Öl oder Benzin verloren, war hier anscheinend normal. Anschließend fuhren wir am Grenzfluss zu Afghanistan dem Tal entlang und genossen eine wirklich atemberaubende Kulisse. Kilometerhohe Felswände ragten an unserer Seite in den Himmel. Ohne aus dem Fenster zu lehnen, konnten wir die Spitze nicht sehen. Als wir die Uhrzeit ablesen wollten, entdeckten wir, dass eines unserer Handys bereits im Afghanischen Netz eingewählt war und somit eine Zeitzone passiert hat. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit stießen wir auf alte Bekannte. Ein Team aus Neuseeland und zwei Engländer, welche mit einem Smart unterwegs sind. Wir sicherten uns einen Zeltplatz direkt neben dem Grenzfluss. Zudem trafen wir auf eine Deutsche Familie, welche mit ihrem Wohnmobil unterwegs war. Sie boten uns an heute in ihrer Küche zu kochen, um unsere Gasreserven für später aufzusparen. Nach einem sehr netten Abend kamen wir während einem Gespräch drauf, dass sie vor einigen Tagen unser befreundetes Rallyteam (Mitbewohner von Simon und Patrick) an der Kirgisischen Grenze trafen. Bei völliger Dunkelheit genossen wir den Ausblick auf den Sternenhimmel, bevor wir unser geliebtes Zelt betraten.  

6 Kommentare zu „Über die Seidenstraße und das Dach der Welt: 9’837KM – 11’194KM

  1. He Ihr Drei! Coole Sache und tolle Berichte! Simi meinst das wäre was fürs Motorrad? 🤔… Grüße vom gesamten Alfa Romeo Team (sind momentan in Spa) und noch eine gute, unfallfrei Reise.

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